Blockierte Straßen und Rollfelder, Kartoffelbrei auf wertvollen Gemälden, auf Bühnen festgeklebte Aktivist*innen. Die Aktionen der Letzten Generation sind sehr unbequem.
Das ruft Wut und Hass hervor. Von „Grüner RAF“ und „Öko-Terroristen“ ist die Rede. Selbst von Grünen Politiker*innen und sogar von vereinzelten Klimagruppen ist Kritik an den Aktionen der Letzten Generation zu hören. Es gibt Stimmen die befürchten, dass die Aktionen der Letzten Generation der Klimagerechtigkeitsbewegung Schaden anrichten würden, weil sie für ein negatives Bild sorgten .
Auch bei den Parents for Future Bielefeld sind die Aktionen der Letzten Generation ein Thema. Was die Aktionsformen selbst betrifft, so haben wir in unserer Gruppe keine einstimmige Position. Gemälde zu beschmieren hat auf den ersten Blick nicht viel mit Klimaschutz zu tun. Und es besteht die Gefahr, dass dabei tatsächlich Kulturgüter zu Schaden kommen. Einigen von uns geht das zu weit.
Aber wir sehen auch, dass wir durch unsere Aktionen bisher nicht die Transformation herbeiführen konnten, die wir dringend brauchen: Seit Jahren gehen wir auf die Straße, schreiben Pressemitteilungen und Petitionen, organisieren Infoveranstaltungen und kreative Aktionen.
Der letzte Bericht des Weltklimarates ist alarmierend! Wie der UN-Generalsekretär Antonio Guterres es in seiner Eröffnungsrede im Rahmen der Klimakonferenz der Vereinten Nationen formuliert, fahren wir mit Vollgas in die Klimakatastrophe.
Die Fakten liegen auf dem Tisch. Im globalen Süden ist die Klimakrise längst schon mit Wucht angekommen. Seit den letzten heißen und trockenen Sommern, seit der Flutkatastrophe im Ahrtal sind die Auswirkungen auch hier bei uns vor der Haustür spürbar. Nichts weniger als der Bestand unserer Zivilisation steht auf dem Spiel.
Und wie reagieren wir? Weltweit stoßen wir so viel CO2 und andere Klimagase aus wie nie zuvor. Wir konsumieren wie verrückt, fahren immer größere Autos, fliegen mehrfach im Jahr in den Urlaub oder gehen auf Kreuzfahrt. Und die Politik der Bundesregierung ist weit weg vom Auftrag des Bundesverfassungsgerichts, die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen zu schützen. Selbst leicht umsetzbare Klimaschutzmaßnahmen werden nicht realisiert. Unser Kurs führt uns derzeit in eine 3-4 Grad heißere Zukunft . Das ist wirklich radikal! Das Wegsehen ist radikal. Radikal sind die, die weiter an fossiler Energie festhalten. „Business as usual“ ist radikal!
Die Aktivist*innen der letzten Generation sind keine „Terrorist*innen“! Es ist absurd, Menschen für ihr gewaltfreies Eintreten für unsere Zukunft in Präventivhaft zu nehmen! Solches zu fordern misst mit zweierlei Maß: Für das Brechen weitreichender Verträge und Gesetze, z.B. Paris, das Klimagesetz, das Verfassungsgerichtsurteil und viele mehr, wird niemand zur Verantwortung gezogen.
Auch wenn wir bei den Parents4Future in Bielefeld über die Aktionsformen geteilter Meinung sind:
Wir sind uns einig, dass es ein „Weiter so“ nicht mehr geben darf. Wir verstehen die Verzweiflung der Letzten Generation und können nachvollziehen, dass sie provokante Aktionen wählen, um aufzurütteln.
Die durch die Aktionen herbeigeführten Unannehmlichkeiten empfinden wir als vernachlässigbar gegenüber der Fahrlässigkeit, mit der verantwortliche Politiker*innen unsere Zukunft und die unserer Kinder, Enkel, Nichten und Neffen aufs Spiel setzen.
Mit ihren Aktionen stellen die Aktivist*innen unseren zerstörerischen Alltag in Frage. Wir müssen aus der Komfortzone raus, damit wir morgen noch Komfortzonen finden können.