Parents for Future Bielefeld Organisationsmitglied und Polizist Bastian Brinkmann macht sich gemeinsam mit Nachhaltigkeitsberaterin Claudia Gersdorf stark für den vom Abriss bedrohten Ort. Eckardt Heukamp und die führenden Aktivist:innen der Bewegungen vor Ort sind begeistert. Nächstes Etappenziel: Tentativliste zum UNESCO-Welterbe.
Wird der nordrhein-westfälische Ort Lützerath jetzt UNESCO-Welterbe? Die begehrte Auszeichnung der Vereinten Nationen für das vom kompletten Abriss bedrohte Dorf – die ersten Schritte dazu sind tatsächlich schon gemacht. Ein entsprechender Antrag auf Aufnahme in die exklusive UNESCO Welterbe-Liste liegt jetzt beim Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen sowie beim Landesamt für Denkmalpflege Rheinland vor. Beide Behörden sind von der UNESCO hier mit der Erstprüfung betraut.
Auch Eckardt Heukamp und führende Aktivist:innen der Bewegungen in und rund um Lützerath sind begeistert von dieser Initiative. Heukamp: „Wir sind gespannt auf die nächsten Schritte hin zu einem weiteren Schutzwall zugunsten der Gesunderhaltung von Klima, Natur, Mensch. Natürlich würde uns allen ein positiver Bescheid vom Ministerium vor Weihnachten guttun, und anschließend auch von der UNESCO. Wir kämpfen hier seit Monaten und jede Wertschätzung, Hilfe, Schutzmaßnahme von außen gibt uns neuen Mut, Motivation und Kraft.“
Angestoßen hat das spektakuläre Projekt Bastian Brinkmann, Mitinitiator des Zusammenschlusses Parents for Future Bielefeld (https://parentsforfuture-bielefeld.de/), die mit der Fridays for Future-Bewegung solidarisiert. „Mir geht es ganz wesentlich um den Hof des Bauern Eckardt Heukamp, seinen engagierten Kampf gegen RWE und die damit drohende Enteignung seines Eigentums. Das hat einen starken Symbolcharakter: Der Tagebau Garzweiler ist anachronistisch und verhindert, dass wir unsere Klimaziele erreichen. Lützerath steht damit für eine historisch belegte Form der Energiegewinnung. Es ist gleichermaßen industrielles Kulturerbe wie Mahnmal“, sagt der Polizist aus Bielefeld.
Protestaktion von Unternehmer:innen vor Ort schlug die Brücke
Aufmerksam wurde Brinkmann auf die Situation in Lützerath durch eine Protestaktion der Bewegung „Unternehmen Klimaschutz“ (www.unternehmenklimaschutz.de), die maßgeblich von der gemeinnützigen Organisation Protect the Planet (www.protect-the-planet.de/) getragen wird, sowie konzipiert und umgesetzt von Claudia Gersdorf und Wolfgang Sadik als Nachhaltigkeitsberater:innen PolaR BEAR Positive Relations (www.polarbear.global). Die Unternehmer:innen, allen voran Protect the Planet-Gründerin Dorothea Sick-Thies, unterstützen seither nicht nur menschlich und mit Fachwissen den Rechtsstreit gegen RWE, sondern tragen auch die finanziellen Kosten mit.
Am 29. Oktober drückten sie öffentlichkeitswirksam vor Ort ihre Solidarität mit Heukamp aus. „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“ war das Motto ihrer Protestveranstaltung direkt vor dem Kohlekraftwerk Neurath. „Ich finde es absolut schockierend, dass für Kohle, für die dreckigste Energieform, die unsere Erde weiter erhitzt und zerstört, immer noch Dörfer dem Erdboden gleichgemacht werden und Menschen ihre Heimat verlieren. Das wollen und müssen wir verhindern“, so Sick-Thies.
Bastian Brinkmann selbst war am 31. Oktober im Rahmen der erfolgreichen Großdemos in Lützerath: „Die Idee ist vor der Bühne geboren, als der Künstler Thomas Baumgärtel den Hof Heukamps zum Kulturort ernannt hat – da dachte ich, dass es etwas noch stärkeres brauche, eine Art Schutzglocke, die man über diesen Ort stülpen müsse, und bin dabei auf das UNESCO Weltkulturerbe gekommen.“
UNESCO-Welterbe Lützerath: Sofern die beiden Behörden in Nordrhein-Westfalen und Rheinland grünes Licht geben, muss die Kultusministerkonferenz (KMK) entscheiden. Sie führt die aus den Ländern eingereichten Vorschläge zu einer gemeinsamen Vorschlagsliste zusammen. Die Anträge werden dann dem Auswärtigen Amt zugeleitet, das wiederum die Übermittlung an die UNESCO übernimmt.
Carl-A. Fechner, Gründungsmitglied von Protect the Planet, namhafter Regisseur und Filmproduzent: „Der Hof von Eckardt Heukamp ist schon jetzt ein industrielles Kulturerbe. Er steht beispielhaft für einen couragierten Kampf gegen eine Energiegewinnung aus dem Zeitalter der industriellen Revolution. Doch die ist lange vorbei. Wie beharrlich Unternehmen daran festhalten und unsere Erde zerstören, muss für die nachfolgenden Generationen festgehalten und dokumentiert werden“.