Auf der großen Demo am 14.01. in Lützerath haben mindestens 35.000 Menschen gezeigt: Lützerath muss bleiben!
Aus Bielefeld sind zwei Busse angereist, ein Bus aus Detmold hat ebenfalls Menschen in Bielefeld eingesammelt. Viele sind mit dem Zug gekommen, es haben sich Fahrgemeinschaften gebildet. Bielefeld war am Samstag auf der Demo gut vertreten.
Im Raum Köln waren die Züge in Richtung Erkelenz so voll, dass keine Fahrgäste mehr mitgenommen werden konnten. Die Autobahnausfahrten wurden zeitweise gesperrt. Die Shuttlebusse von Erkelenz und Hochneukirch in Richtung Keyenberg waren hoffnungslos überfordert.
Viele Menschen konnten aus diesem Grunde nur verspätet oder gar nicht zur Demo anreisen.
Wir wären also noch viel mehr gewesen!!! Und das bei wirklich miesem Wetter!
Auch von den Parents for Future Bielefeld haben sich einige Menschen auf den Weg nach Lützerath gemacht. Leider war es nicht möglich, dass wir uns vor Ort zusammenfinden konnten. Zum einen aufgrund der riesigen Menschenmenge, zum anderen, aufgrund dessen, dass 35.000 Menschen in einer Mobilfunkzelle waren, was die Kommunikation sehr erschwert hat.
Warum waren wir vor Ort?
Wir wissen: bei Lützerath liegt die 1,5 Grad-Grenze! Reißen wir diese, wird das unabsehbare Folgen für uns und für zukünftige Generationen haben.
Denn beim Verbrennen der unter Lützerath liegende Kohle würden 280 Mio t CO2 emittiert. Damit wird es laut Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung praktisch unmöglich, die Pariser Klimaziele und damit auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts noch einzuhalten.
Wir sind enttäuscht von unserer Landesregierung und unserer Bundesregierung. Diese haben mit einem Deal zwar einen vorgezogenen Kohleausstieg erreicht. Aber: Der Kohleausstiegsdeal spart bei weitem nicht so viel CO2 ein, wie uns Glauben gemacht werden soll. Fast die gesamte Kohlemenge, die RWE bis 2038 fördern und verbrennen wollte, wird jetzt in der Hälfte der Zeit verstromt. Mit diesem Deal macht RWE noch mehr Gewinne, da der CO2-Preis künftig steigen wird. Je schneller die Kohle verfeuert wird, desto besser also für RWE.
Sowohl die Forschungsgruppe Aurora Energy Research als auch das Deutsche Institut für Wirtschaft kommen in Studien aus dem Jahr 2022 zu dem Ergebnis, dass aus energiewirtschaftlicher Sicht auf die Kohle unter Lützerath verzichtet werden kann. Demnach beträgt der Bedarf an Braunkohle bis 2030 maximal 234 Mio t Kohle. Auch beim Erhalt des Ortes Lützerath wären noch 260 Mio t Kohle förderbar.
Die Räumung von Lützerath soll also nicht aus Versorgungssicherheitsgründen durchgeführt werden, sondern weil sie für RWE die kostengünstigere Variante darstellt.
Wir wollen nicht zulassen, dass Konzerninteressen über die Interessen von uns allen gestellt werden.
Greta Thunberg: „Lützerath ist noch da!“
Auch Greta Thunberg war bei der großen Demonstration dabei. Sie rief dazu auf, das Dorf Lützerath nicht aufzugeben. „Lützerath ist noch da, und solange die Kohle noch in der Erde ist, ist dieser Kampf nicht zu Ende“
„Ihr zeigt heute deutlich, dass Veränderungen nicht von den Leuten kommen werden, die an der Macht sind, von Regierungen, von Konzernen, von den sogenannten Führungspersönlichkeiten„, sagte sie. „Nein, die wahren Führungspersönlichkeiten sind hier. Es sind die Menschen, die in den Baumhäusern sitzen und die Lützerath nun schon seit Jahren verteidigen.“
Was ist dran an den Berichten zu Gewaltvorfällen?
Während die meisten von uns im Demozug oder vor der Bühne waren, haben mehrere Hundert Aktivist*innen versucht, den doppelten Zaun um Lützerath zu durchbrechen, um Lützi erneut zu besetzen. Dabei kam es wohl zu massiver Gewaltanwendung durch die Polizei.
Eine Zeugin, die sich in der Nähe des Zaunes um Lützerath aufhielt, schrieb in die Parents for Future-Bielefeld-Gruppe:
„Die Menschen wollten nach Lützerath. Die Polizei hat sie mit Schlägen und pfeffern nicht durchgelassen.
Auch wenn Schlamm auf die Polizisten geworfen worden ist war dieses rumprügeln auf Menschen keinesfalls verhältnismäßig. Die Cops wirkten ein bisschen irre. Sie schlugen auf Menschen ein, die die Hände oben hatten…schrecklich.“
Die Initiative Lützerath bleibt! berichtet von folgenden Verletzungen durch Polizeigewalt:
- zahlreiche Knochenbrüche verschiedenster Körperteile
- mindestens eine bewusstlose Person
- zahlreiche gezielte Schläge auf den Hals mit Fäusten und Schlagstöcken
- mindestens ein Hundebiss, der im Krankenhaus behandelt werden musste
- zahlreiche Verletzungen durch Pfefferspray
- zahlreiche weitere Verletzungen, darunter mindestens eine Rippenprellung …
Wir verurteilen diese Polizeigewalt aufs Schärfste! Sie führt zur Spaltung und zu weiterer Eskalation! Parents for Future Deutschland hat eine Pressemeldung „Stoppt die Gewalt gegen unsere Kinder und Enkelkinder in Lützerath“ herausgegeben:
https://www.parentsforfuture.de/de/pm-gewalt-luetzi
Aktuelle Informationen über die Geschehnisse der letzten Wochen sowie der Großdemo könnt Ihr auch bei der Pressekonferenz vom 15.01.23 der Aktivist*innen vor Ort nachhören: https://www1.wdr.de/fernsehen/wdr-aktuell/videos/video-pressekonferenz-am-sonntag-der-aktivisten-in-keyenberg-zur-raeumung-von-luetzerath-100.html
Demo war ein großer Erfolg
Auch wenn die Medien sich vor allem auf die Gewaltberichte konzentrieren: es war ein riesiger Erfolg, dass sich so viele Menschen trotz des wirklich miesen Wetters auf den Weg nach Lützerath gemacht haben.
Wir haben damit gezeigt, dass wir es nicht zulassen, dass unsere Zukunft und die Zukunft unser Kinder und Enkelkinder für Konzerninteressen zerstört wird. Wir sind viele! Wir lassen uns nicht spalten! Jetzt geht es erst richtig los!
Denn wie Greta richtig sagt: „Lützerath ist noch da, solange die Kohle noch in der Erde ist“!